Kiki Kogelnik: Retrospektive, Kunsthaus Zürich
- Martina Nommsen
- 17. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Apr. 2024

Hoch oben im Chipperfield-Bau des Kunsthaus Zürich lockt die aktuelle Schau «Kiki Kogelnik. Retrospektive» mit der Darstellung einer Medusa auf dem Ausstellungsplakat.
Vor einem stilisierten Hintergrund inszeniert sich die Medusa, bewaffnet mit Stab und Schlange. Die Figur wirkt durch die verschieden gemusterten Formen collagiert und weckt die Neugier auf Kogelniks Arbeiten. Die Retrospektive im Kunsthaus Zürich wurde von Cathérine Hug (Kunsthaus Zürich) in Zusammenarbeit mit Lisa Ortner-Kreil (Kunstforum Wien) kuratiert und versammelt rund 150 Werke der international renommierten Künstlerin.
Die Wanderausstellung wurde zuvor bereits im Kunstforum Wien sowie anschliessend im Kunstmuseum Brandts präsentiert und erreicht mit dem Kunsthaus Zürich nun die letzte Station ihrer Reise.
Arbeitet Kiki Kogelnik anfänglich als expressionistische Malerin, zeigen die ausgestellten Werke ihre vielfältige künstlerische Weiterentwicklung sowie Kogelniks ausgeprägtes Interesse an der visuellen Kraft der Pop Art. 1935 in Österreich geboren, studierte die Künstlerin sowohl an der Universität für angewandte Kunst als auch an der Akademie der bildenden Künste in Wien und suchte früh den Kontakt zu Avantgarde-Gruppen. Heute gilt sie als eine der wichtigsten österreichischen Künstlerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Eine farbenfrohe Expressivität zeigt sich in den Werken, die in teils beachtlicher Grösse die Ausstellungsräume einnehmen und dominieren. Dazwischen treten spannende Zeichnungen, Collagen und Fotografien sowie eindrückliche Werke aus Keramik und Vinyl hervor, die den Blick stetig neu herausfordern, vielfach den Aspekt und die Fragen der gesellschaftlichen Konventionen thematisieren und die Alltagswelt (vor allem weiblicher Protagonistinnen) hinterfragen.
Monumentale Darstellungen weiblich gelesener Körper, knallige Farben und akzentuierte Formgebungen ziehen den Blick auf sich. Leere Körperhüllen fallen von Kleiderbügeln oder stehen scheinbar auf Kleiderstangen zum Verkauf. Wer möchte sich eine beliebige Haut überstreifen? Oder in eine fremde Haut schlüpfen?
Vor allem in den 1970er-Jahren beschäftigte sich Kogelnik intensiv mit zeitgenössischen Frauenbildern und der Rolle der Frau innerhalb der Gesellschaft – hier ist auch der männliche Blick auf den weiblichen Körper elementarer Bestandteil. In zahlreichen Selbstporträts inszenierte sie ihren eigenen sowie die Körper anderer Frauen auf stereotype Weise.
In ihren vielfältigen Arbeiten entwickelte Kiki Kogelnik unmissverständlich eine individuelle Bild- und Formensprache, die sich deutlich von tradierten Normen abgrenzte, gesellschaftlich kritische Themen aufgriff und sie so zu einer Pionierin der zeitgenössischen Kunst werden liess.
In den begleitenden Ausstellungstexten erfährt ihre Kunst sowie ihre künstlerische Persönlichkeit wiederholt eine Kontextualisierung in der zeitgenössischen Kunstszene. Leider erfolgt diese Verortung hauptsächlich durch die Benennung anderer männlicher Künstler - weibliche Künstlerinnen finden sich nur am Rande.
So drängt sich die Frage auf, ob Kogelniks Kontextualisierung durch Andy Warhol, Sam Francis und Roy Lichtenstein tatsächlich relevant für den kunsthistorischen Diskurs ist – oder ob die Inszenierung Kogelniks innerhalb des scheinbar elitären maskulinen Kunstkreises den Wert ihrer Arbeiten legitimieren soll. Wer die Werke der Künstlerin betrachtet merkt schnell, dass es diese Form von Legitimation nicht braucht und diese fern jeglicher Zuordnung innerhalb eines männlich dominierten Kunstkanons zweifelsohne bestehen können.
Kiki Kogelnik: Retrospektive, Kunsthaus Zürich
22.3.-14.7.2024
Kooperation mit dem Kunstforum Wien und dem Kunstmuseum Brandts in Odense, Dänemark
Es handelt sich um einen unbezahlten, unabhängigen Beitrag und die Wiedergabe meiner persönlichen Meinung.
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